#4 Typologie der Räume

Übersetzung von Be­griffen, Konzepten, Habitusformen, Arbeits­ weisen. Was in der Stadt geht, geht nicht ohne weiteres auch im Bergdorf. Aber: Was Stadt und (Berg)Land dabei jeweils ausmacht, ist keines­wegs so klar, wie uns die gängigen Bilder im Kopf das Glauben machen. Auch in Bergregio­nen wird „urban" gedacht und gelebt, nicht nur in dem allgemeinen Sinne, dass medial ver­mittelte Gleichzeitigkeit (mit allem, was da an Vorstellungen und Phantasien dranhängt) im globalen Maßstab auch in abgelegenen Alpen­raumzonen alltäglich ist und die Welt nicht am Ausgang des Tals endet. Aber hier gilt es nun auch, genauer hinzuschauen

DIE PERIURBANE KONSTELLATION

Bergregionen in der Nähe von ökonomisch starken Gebieten - nennen wir sie periurbane Bergregionen - wie etwa im Einzugsbereich des Rheintals, die in einer engen sozioökono­mischen Verbindung miteinander stehen: hier findet das berufliche Leben zumindest eines Teils der Dorfbewohner im nichtdörflichen Um­feld statt, was Rückwirkungen auf die Resonanz der regionalen und lokalen Gemeinschaft für Themen aus dem quasistädtischen Umfeld hat; es mischen sich angestammte lokale Bevölke­rung und Zuzügler und zuweilen wird ein Motto wie „Wohnen, wo andere Ferien machen" zur Markierung solcher Dorfstrukturen gewählt. Diese Regionen sind zwar meist gut angebun­den und nahe an ökonomisch prosperierenden Zonen, allerdings meist auch nicht billig - was für kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten, die auf mehrheimischen Lebensformen basieren, durchaus ein bedenklicher Faktor sein  kann. Aber -  solche  Regionen sind jedenfalls nicht völlig unmusikalisch für urbane Denk­stile, was sie wiederum für manche kultur- und kreativwirtschaftliche Akteure interessant machen kann. Für konkrete Aktivitäten aus kultur- und kreativwirtschaftlichem Antrieb bieten sich daher Möglichkeiten, außerstädtisehe  Atmosphären  und  die „vertikale" Dimen-

DER METAMORPHOTISCHE TYPUS

Bergregionen in entwickelten Tourismusdestinationen - nennen wir sie  temporär­ urbane Regionen: Meist durch Saisonbetrieb und einen Hochwinter -Hochsommer-Rhyth­ mus geprägt (und in nicht wenigen Fällen sehr ungleich verteilt: also entweder Sommer- oder Winterfokus) gleichen diese teilweise eher tem­porären „Zwischenstädten", in denen Elemente des Urbanen und des Dörflichen verwoben sind. Leerstand und Raumnot wechseln ab. Sozio­kulturell finden regelmäßige atmosphärische Metamorphosen statt: die Arbeitskräfte im Tourismus sind wie die Gäste meist nur Teilzeiteinwohner, die nomadisch leben und geo­ grafisch  den  saisonalen   Konjunkturen folgen -   auch  das  prägt die  Atmosphäre  vor  Ort in eigenwilliger Weise.


Jens Badura

#1 Kultur und Kreativ - Brauch' mer des?

#2 Alpenmilieus

#3 Berggebiete regional entwickeln

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#5 Infrastrukturen RE-Vision

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